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Güllner: „Mehr Demoskopie wagen!“

Veröffentlicht am 01.04.2008 in Allgemein

Logo der Güllner-Partei (... hätte es sein können *g*)

Meinungsforscher gründet neue Partei

Oer-Erkenschwick/Berlin (wpa). Gestern wurde im Tagungs- und Bildungszentrum von Oer-Erkenschwick eine neue Partei gegründet, die bundesweit Furore machen könnte. Denn zu ihrem ersten Vorsitzenden wurde der einflussreiche Meinungsforscher Manfred Güllner, Leiter des Umfrage-Instituts „Forsa“, gewählt.

Im Gründungsaufruf, der gestern Abend im Internet veröffentlicht wurde, heißt es, die neue Partei wolle „mehr Demoskopie wagen“. Herkömmliche Wahlen seien zu teuer („Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis“) und seien nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung („seit Jahren sinkende Wahlbeteiligung“). Die Demokratie als Staatsform sei gescheitert; an ihre Stelle wolle man die Demoskopie setzen. Zitat: „Eine Telefonumfrage kostet fast nichts und geht ruckzuck.“

Unter welchem Namen die neue Partei bei der Bundestagswahl antreten solle, werde man, so Vorstandsmitglied Erich Dimap, von einer „demoskopischen Erhebung“ abhängig machen. „Die Partei könnte zum Beispiel ‚Forsa Germania‘, ‚Die Rechte.GfK‘, ‚Die Allensbacher‘ oder einfach auch nur ‚GÜLLNER’s Liste‘ heißen.“ Als politische Erkennungsfarbe habe man sich für „die Farbe des Himmels“ entschieden: „Wir wollen das politische Spektrum im Bundestag um die Farbe Blau bereichern“, so Dimap.

Die politische Konkurrenz zeigte sich gegenüber der Neugründung aufgeschlossen. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla erklärte, er sei schon immer „ein leidenschaftlicher Anhänger der Demoskopie“ gewesen: „Wir in der CDU treffen seit Langem keine politische Entscheidung mehr, ohne sie vorher mit einer Umfrage abgesichert zu haben.“ Guido Westerwelle (FDP) ließ in einer Pressemitteilung verbreiten, ein „Fähnlein“ dürfe sich „nicht gegen den Wind stellen“. Deshalb sei die Demoskopie für ihn schon immer unverzichtbar gewesen.

Skeptisch hingegen zeigte sich SPD-Chef Kurt Beck: „Man muss die Vor- und Nachteile genau abwägen. Meine Partei hat bei regulären Wahlen eigentlich immer besser abgeschnitten als bei diesen Umfragen“, gibt er zu bedenken. Juso-Chefin Franziska Drohsel erklärte unterdessen, die Demoskopie sei ein „sozialismusgefährdendes Manipulations- und Agitationsinstrument der reaktionären Bourgoisie“. Ihr Verband lehne die Einführung demoskopischer Elemente deshalb geschlossen ab – jedoch habe sie noch nicht alle Juso-Mitglieder gefragt.

Allerdings: Noch ist unklar, ob bei der Gründung der Partei alles mit rechten Dingen zuging. Denn wie Recherchen des Hamburger Nachrichtenmagazins „DER SPIEGEL“ ergaben, wurde Güllner zuvor gar nicht gefragt, ob er überhaupt Vorsitzender der neuen Partei werden wolle. „Ich bin aus allen Wolken gefallen, als ich in der Zeitung las, dass ich jetzt Partei-Chef bin“, wird Güllner zitiert. „Ich wusste davon nichts. Die haben mich einfach gewählt.“ Er werde jetzt in Ruhe entscheiden, ob er die Wahl annehme.

(M. Nid)

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